Samstag, 13. Juni 2015

die Fahrt in die Casamance DA nach DA

Wenn man so neu ist im Senegal

Wir befinden uns mitten im Verkehrsgewühl bestehend aus den teuren PKWs der Touristen und Einheimischen, die auf ihre Art, voll Glauben und Hoffnung, ihre Wege suchen.
Nach einer durchzechten Nacht befinden  wir uns dort, standfest morgen, s früh um 4 Uhr gegenüber einer Boulangerie. Es riecht lecker nach den ersten Baguette. Wir  sitzen am Straßenrand , ein Flasche Coca Cola und ein warmes Baguette in der Hand und warteten auf das erste Sammeltaxi, das uns in Richtung Casamance bringen soll.
Ich bin gewarnt worden und habe nun die Gelegenheit, mich in Geduld zu üben. Zuerst bin  ich noch munter, ja euphorisch, noch leicht zugedröhnt von der durchtanzten Nacht. Doch langsam kommt Unmut in mir hoch. Das dauert!
Aus dem schummrigen Licht der Straße schälen sich langsam Gestalten. Beim Anblick der Frauen, Männer, Kinder, alle wohl auf dem Weg in die Casamance, denke ich, wir sind zu früh, denn niemand scheint in Eile zu sein. Endlich nähert sich langsam ein Licht. Ein kleiner Bus tuckert die Straße entlang, stinkend, rauchend und scheppernd und stoppt schließlich.  Ab geht die Reise  Richtung Kaolack.
            Normalerweise sitzen die Frauen hinten und nicht vorn neben dem Fahrer. Doch diesmal machte der Fahrer eine Ausnahme und Pap Kamara sitzt hinten, wo man kaum etwas sieht, denn die Scheiben des Vehikels sind teilweise  mit Pappkarton verklebt. Intakte Scheiben gibt es nicht wirklich. Doch ich habe eine breite Front gesprungenen Fensterglases vor mir. Die Straße, wenn man sie überhaupt so nennen soll, lässt mich auf- und niederspringen im Takt der senegalesischen Trommelmusik. Doch all die Wehwechen sind mir egal mit dem Gefühl des Abenteuers im Bauch. Bald steht die Sonne hoch oben und kleine Rinnsale von Schweiß rennen mir den Körper hinunter. Leichte Duftwolke, ein Gemisch aus Parfüm, Sonne, Fisch, Tabak und weiteren undefinierbaren Komponenten zieht durch den Bus. Hie und da ein Schluck  Coca Cola und ein Bissen warmes Baguette: so lässt  es sich so gut aushalten!
Wir fahren an roter Erde vorbei, vereinzelten Erdnuss Feldern und Menschen, die in Strohhütten leben und uns zuwinkten. Nach mehreren Kilometern Durchrütteln und Hupkonzert erreichen wir den ersten Stopp. Es heisst umsteigen. Wieder gibt es eine Wartezeit mit Diskussionen um Preis und Platzverteilung. Endlich ist das Auto voll, diesmal ein Sechsplätzer und noch wackeliger als der vorherige Bus. Die Türe an meiner Seite schliesst nicht so genau und es zieht aus allen Ecken und Ritzen. Wir  stossen weiter  in den Süden vor, vorbei an Reisfeldern, in denen Frauen bodentief und mit der Harke (oder einem ähnlichen Gebilde) in der Hand im Wasser stehen. Sie singen fröhlich und eine alte Frau voll Runzeln, zahnlos und mit einer Pfeife im Mund lacht mir zu. In diesem Moment wird mir bewusst, wie die Welt auch sein kann. Es überkommt mich die leichte Trauer, etwas vergessen, nie gehabt, nie gelebt zu haben angesichts der Einfachheit und Heiterkeit dieser Menschen trotz ihrer offensichtlich schweren Arbeit. Doch ich war nur auf der Durchfahrt und kann nicht durch die Reisfelder hindurch in ihr wirkliches Leben schauen. Rasch werde ich aus meinen Träumereien gerissen durch grüne Felder, Bäume, Hütten, Dörfer und vereinzelte Seen, die Luft erfüllt vom Duft der Mangobäume, an denen wir vorbeituckern. Zwischendurch quietschten die Reifen und Staub wird aufgewirbelt, weil Herden von Affen die Strasse überqueren wollen – kleine rot-beige liebe Geschöpfe, denke ich. Doch später erfahre ich, dass sie auch frech und recht aggressiv werden können und flink, wie sie sind, alles aus den Autos klauen was sie sich schnappen können.
Immer wieder ertönten Trommeln. Sie scheinen uns rufend vorauszueilen und uns gleichsam anzukündigen im Dorf, welches unser Reiseziel ist.
Dann sind wir angekommen im Ort, wo wir nun zuhause sind, einem Dorf der Mandingos. Kinder und Erwachsene eilen auf uns zu. Ich war bald von Gelächter umringt und werde nach meinem Namen gefragt. Hände ergreifen mich und führen mich zur Hütte des alten Großvaters – er muss damals schon an die 100 Jahre alt  sein.  Zögernden Schrittes  nähere ich mich ihm, voll Staunen über das gütige beruhigende Lachen in seinen Augen. Durch einen Tränenschleier sehe ich es, doch Ruhe kommt über mich und ich fühle mich gleichzeitig frei und geborgen, wenn ich in seine Augen schaue. Dann nimmt der alte Mann die Hand seines Enkels, legt sie in mein und spricht mit leiser Stimme Worte, die ich nicht verstehe, da sie in der Sprache der Mandingos sind. Aber auch ohne zu verstehen, begreifen
was vor sich geht: ich bin angekommen. Auf der stillen Fahrt des Nachdenkens sagt mir Pap Kamara, du hast Glück, keine seiner Frauen hatt eine solche Begegnung erfahren dürfen.
Kurze Zeit später kommt die Nachricht seines Todes. Ein alter weiser Mandingo, einer der letzten, war fort – unwiderruflich










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